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Diplomarbeit: „Monitoringsysteme und ihre Anwendbarkeit im ländlichen Raum“

Die im Sommersemester 2012 entstandene Diplomarbeit untersuchte, inwiefern es möglich ist, im ländlichen Raum ein auf Dauer angelegtes Beobachtungssystem, ein sog. „Monitoring“, zu etablieren. Der Untersuchungsraum war der Landkreis Kassel, in dem zu dem Zeitpunkt erste Infrastrukturen in Form des Zukunftskatasters vorhanden waren.

Untersucht wurde, was ein solches Monitoring leisten muss und kann und ob es von lokalen Kräften in Politik, Planung und Verwaltung umgesetzt werden könnte und hypothetisch eingesetzt werden würde. Im letzten Teil wird ein Vorschlag zur schrittweisen Etablierung eines Monitoringsystems gemacht.

Man kann sagen, dass das Projekt „Demographiemonitoring für den Landkreis Kassel“ im Sommersemester 2013 eng mit dieser Arbeit zusammen hängt.

Nachfolgend die Einleitung der von Prof. Dr.-Ing. Iris Reuther und Dipl.-Ing. Niklas Wever M.Sc. betreuten Diplomarbeit:

Einleitung

Monitorings

In der Planung sind seit beinahe 40 Jahren Monitoringsysteme in unterschiedlichen Ausprägungen bekannt und im Zuge des sich wandelnden Planungsverständnisses mal mehr, mal weniger von Bedeutung. Seit ca. zehn Jahren finden Monitoringsysteme, unterstützt durch deutlich verbesserte Datenverarbeitungsmöglichkeiten und dem Trend im Planungsverständnis zu mehr ganzheitlichen und integrierten Handlungskonzepten, immer mehr Befürworter. Den aktuell letzten Anschub bekamen Monitorings im Rahmen der großen Städtebauförderungsprogramme Stadtumbau Ost und Soziale Stadt. In diesen Förderprogrammen war es verpflichtend notwendig monitoringbasierte Evaluationen auf Maßnahmen-, aber auch auf Programmebene, durchzuführen.

Diese Arbeit verfolgt den Gedanken, inwiefern der ländliche Raum von einem Monitoringsystem profitieren kann. Allgemein sagt man Monitoringsystemen nach, dass sie hochkomplexe Instrumente seien, die von den ländlichen Kommunen nicht gemeistert werden könnten. Durch die für kleine Kommunen, hinsichtlich der Leistbarkeit, erforderliche Reduktion der Indikatoren verlieren Monitorings im ländlichen Raum sehr schnell ihre Aussagekraft. Mit den fortschreitenden Datenverarbeitungsmöglichkeiten und einer allgemeinen Technologisierung der Gesellschaft könnten diese Argumente aber im Laufe der nächsten Jahre als Hemmnis hinfällig werden. Dieser Argumentationslinie folgend, untersucht diese Arbeit, unter welchen Voraussetzungen welche Art von Monitoringsystem1 für die politische und planerische Arbeit im ländlichen Raum geeignet ist und welche Inhalte abgebildet werden müssen. Ausgehend von der laufenden Implementierung des Zukunftskataster Nordhessen (einem Nutzungs- und Baulandpotenzialkataster), soll überprüft werden, ob sich derartige Systeme als Ausgangsbasis eignen.

Methode

Die vorliegende Arbeit ging also aus einer umfassenden Literaturrecherche hervor, anhand dieser einige Kernfragen und Definitionen beantwortet werden sollten. Monitoringsysteme sind vorwiegend, weil sie auf Dauer angelegt sind, in der universitären Lehre eher anwendungsbezogene Werkzeuge und Datenlieferanten, als eigentlicher Betrachtungsgegenstand. Es war also notwendig, diesen „neuen“ Betrachtungsgegenstand hinreichend zu verstehen.

Die zu erarbeitenden Antworten die sich in den einzelnen Kapiteln dieser Arbeit versammeln, ergaben sich wie von selbst. Aus der Frage wie ein Monitoringsystem im ländlichen Raum angelegt und etabliert sein muss, um nützlich zu sein, war schnell klar, dass sich die Arbeit aus Untersuchungen über den Zielraum, über das Instrument selber und über mögliche prozessuale Ansatzpunkte spannen würde.

Neben der intensiven Arbeit an der Literatur, war es für die Aufbereitung des Zukunftskatasters – welcher den prozessualen Ausgangspunkt dieser Arbeit darstellt – notwendig, mit den Akteuren im Landkreis Kassel Expertengespräche zu führen. Zwar habe ich als Werkstudent bei Teilen der Erhebung des Zukunftskatasters mitgewirkt, aber als Auftragnehmer war es für die Erhebung der im Kataster vereinten Inhalte nicht notwendig ein Verständnis über Anspruch, Entstehung und Ziel des Katasters zu haben. Dieses Verständnis konnte erst in den Gesprächen erarbeitet, und dann auch zusammenfassend in dieser Arbeit festgehalten werden.

Inhalte

Im ersten Teil der Arbeit wird ein erster Einblick in verschiedene Monitoringsysteme gegeben. Dabei geht es darum, zunächst den Begriff des Monitorings klar zu definieren, Monitoringsysteme verschiedener Maßstäblichkeiten zu skizzieren, dabei ihre unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte hervorzuheben und – im Fortgang der Arbeit – anhand der unterschiedlichen Ausprägungen, die passende inhaltliche Ausrichtung für Monitorings im ländlichen Raum zu finden. Da Monitoringsysteme im ländlichen Raum bisher so wenig Verwendung finden, werden im Weiteren die Hemnisgründe zusammengetragen.

Um den Bedarf für ein Monitoring im ländlichen Raum zu skizzieren, wird zunächst die planerische und strukturelle Situation der Region Nordhessen erläutert und die Notwendigkeit eines Monitorings, anhand der in den nächsten Jahrzehnten durch kommunalpolitisches und planerisches Handeln zu lösenden Probleme, dargestellt. Dabei geht es nicht darum, den Bedarf allumfassend und in aller Breite vorzustellen, sondern darum, die für den Raum Nordhessen gewonnenen Erkenntnisse auf die Abbildungsmöglichkeit in einem Monitoring hin zu fokussieren und zu entscheiden, inwiefern eine Notwendigkeit zur Abbildung der Situation im ländlichen Raum in einem Monitoring besteht.

In der Recherche zeigte sich, dass es für den Bereich der Voraussage der Folgen des Demographischen Wandels vergleichsweise wenig Untersuchungen gibt, welche sich speziell auf die Folgen für die kommunale, kleinmaßstäbliche Ebene beziehen. Stattdessen geht es bei den wissenschaftlichen Gutachten mit kommunalem Bezug häufig darum, Strategien zum Umgang mit dem demographischen Wandel zu entwickeln. Daraus ergibt sich die Ordnung im zuvor beschriebenen Kapitel 2. Statt lediglich die Folgen des Demographischen Wandels aufzubereiten werden auch die Strategien aufbereitet und daraus abgeleitet welche Aspekte sich zur Initiierung der Strategien sich im Monitoringprozess abbilden müssen.

Das Kapitel 3 behandelt die Anforderungen, die an ein ländliches Monitoring gestellt werden. Hierbei geht es darum, das eigentlich analytische Werkzeug des Monitorings um eine im ländlichen Raum notwendige strategische Komponente zu erweitern bzw. das innewohnende strategische Potenzial so weit wie möglich zu forcieren. Anhand einiger kommentierter Schlagworte spannt sich diesem Kapitel das Aufgabenspektrum eines Monitorings im ländlichen Raum auf.

Das als beispielhafter Ansatzpunkt gewählte Zukunftskataster des Landkreises Kassel wird im Kapitel 4 dargestellt. Prinzipiell handelt es sich beim Zukunftskataster, um die vorgenannte strategische Komponente, der aber von den Akteuren nicht als Teil eines Monitoringsystems verstanden wird. Erst mit diesem Verständnis können die im Kapitel 2 dargelegten Anforderungen mit den richtigen Strategien begegnet werden. Es werden nicht nur die im Zukunftskataster abgebildeten Inhalte wiedergegeben, sondern auch inwiefern bei knappen Ressourcen die Erstellung und die Pflege des Zukunftskatasters (und damit auch potenziell die eines Monitorings) von den lokalen Akteuren organisatorisch, fachlich und finanziell geleistet werden kann. Des Weiteren wird diskutiert, ob die Erwartungen der Akteure vor Ort mit der Leistungsfähigkeit des Zukunftskatasters übereinstimmen.
Im Kapitel 5 wird unter Einbeziehung aller vorherigen Erkenntnisse und – in Anbetracht dessen, dass Kommunen des ländlichen Raumes hier die Akteure sind – unter Zuhilfenahme zweier Referenzmonitorings aus Thüringen, ein Indikatorenset für ein Monitoring des ländlichen Raums zusammengestellt, das sowohl analytische als auch strategisch orientierte Indikatoren enthält. Ziel dieses Indikatorensets ist es, die verschiedenen Gemeinden in unterschiedlichen Themenbereichen miteinander vergleichen zu können. Anhand der ermittelten unterschiedlichen Qualitäten jeder Gemeinde und den damit verbundenen Entwicklungspotenzialen, könnte in einem Geflecht interkommunaler Handlungsansätzen die richtige Rolle für die beteiligte Gemeinden bestimmt werden. Zusätzlich ist die Zielstellung des Kapitels mögliche Indikatoren aufzuzeigen, die für die lokale Handlungsebene Erkenntnisse liefern, insofern dies in so kleinräumigem Rahmen (hinsichtlich der Datenverfügbarkeit) möglich ist.

Im abschließenden Fazit dieser Arbeit wird aufgezeigt, welche Zielsetzungen im (zeitlichen) Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit umsetzbar waren und welche Erkenntnisse sowohl aus der Vorgehensweise als aber auch aus der inhaltlichen Ausgestaltung eines Monitorings für den ländlichen Raum gezogen werden können.